Museumsstück des Monats Dezember

Die Weihnachtskrippe aus Gettorf 

Im Dezember sollte es eigentlich um einen Stopfpilz gehen, doch – upps – es ist schon wieder Weihnachten. Da passt keine Geschichte über Stopfpilze, die muss also warten. Zur Auswahl standen nun ein Marzipanmodel der ehemaligen Bäckerei Drenkhahn, die sich Ecke Eichstraße/Bergstraße befand und einer in Gettorf gebauten Krippe. Im Alphabet kommt K vor M, also entschied ich mich für die Krippe.

Weihnachtskrippe aus Gettorf aus dem Jahre 1946

Im Januar 2023 wurde dem Museum die abgebildete Krippe als Geschenk überlassen. Sie ist mit einem Spielwerk versehen, welches das Lied „Stille Nacht“ erklingen lässt und stammt aus dem Jahre 1946.  Es handelt sich um ein Erbstück, welches Frau Ingrid Stein aus Gettorf von der Eigentümerin Frau Eleonore Becker nach deren Tod erhielt.  Aus einem Brief von Frau Stein geht hervor, dass Frau Becker in einer Spielwarenfabrik  in Gettorf an der Fertigung von Krippen beteiligt war.

Wir gehen davon aus, dass es sich um die Schleswig-Holsteinische Werkstätten des Boris von Maubeuge handelte. Er wurde im Juli 1902 in Deutsch Wette in Oberschlesien als 9. Kind eines Gutsbesitzers geboren. Nach seinem Jurastudium fand er später im kaufmännischen Bereich, u.a. als Repräsentant für Firmen, seine Aufgaben. Im 2.Weltkrieg war er zuletzt leitender Offizier im Generalstab. Sein Weg führte ihn nach Kriegsende über Dänemark nach Gettorf. Mit Elan, Phantasie und Organisationstalent verschaffte er in Zeiten der Not vielen ehemaligen Soldaten Arbeit. Seine Frau Eliabeth schrieb 1975 in ihren Erinnerungsworten über ihren Ehemann folgendes: „Es wurden Knicks gefällt. Aus den Haselnussstämmen wurden, wie aus Tannenzapfen, Weihnachtsmänner gemacht. Chemiker malten, Watte wurde organisiert, so dass ein richtiger Weihnachtsmann entstand. Als diese Waren waggonweise nach dem Kaufhof, Woolworth und Karstadt nach dem Rheinland verladen waren, fingen sie mit Osterhasen an. Maschinen besorgte Boris v. Maubeuge. Menschen meldeten sich, bis zu 1.400 im Kreis. Er hatte die Idee, die leeren Kegelbahnen als Räume zu nutzen. So lief es bis 1948. Als die Währungsreform kam, und dann der Markt voller Waren war, musste B.v.M. die Firma mit 450 Leuten auflösen.“

In unserem Museum befinden sich die Abschluss-Auftragslisten von 1947 der Firma Kauf-Halle in Köln, Schildergasse 94-96a. Es wurden geordert: 60.000 Stück Weihnachtsmänner, ca. 15 cm hoch auf Holzsockel, bunt bemalt, mit Wattebart, Rute, Stock und Rucksack lt. Muster. Verpackt je 200 Sütck in einem Verschlag. Der Wert des Abschlusses betrug 78.000 RM.

Noch einige Worte zu der Krippe. Zu ihr gehören weitere Figuren, die wohl zugekauft wurden.

Was versteht man unter einer Krippe. Vom Ursprung her bedeutet Krippe Hürde oder Stall, später wurde dann der erhöhte Futterplatz für Pferde und andere Tiere so bezeichnet.
Franz von Assisi  gilt als  Erfinder der Weihnachtskrippe. Er kam im Jahre 1223 auf die Idee, in den Bergen Umbriens die Weihnachtsgeschichte den dortigen Menschen leibhaft näher zu bringen. Er entdeckte eine stattliche Höhle. Das war die Lösung, hier könnte man doch den Stall von Bethlehem nachbauen. Mit den Menschen aus dem Dort wurde das Vorhaben realisiert. Sie schleppten Holz und Stroh herbei und richteten die Höhle für den Weihnachtsabend. Assisi proben mit ausgewählten Menschen und ihren Tieren die Weihnachtsgeschichte ein. In der Weihnachtsnacht kam Assisi mit all seinen Klosterbrüdern, und auch die Priesterschaft der ganzen Umgebung war vertreten. Man beschloss, den Altar in der Höhle stehen zu lassen und so kam es, dass man bis heute in dieser Gegend in der Höhle gemeinsam Weihnachten feiert.

In unserem Museum erwarten Sie noch weitere Stücke aus dem Wirken von Boris von Maubeuge. Schauen Sie einfach einmal vorbei. Wir freuen uns auf Ihren Besuch und führen gerne durch die Räumlichkeiten. Denn Sie wissen ja, ein Museumsbesuch muss nicht langweilig sein. Im Januar wird die Geschichte des Stopfpilzes wohl auch nicht erzählt werden, denn dann ist Förtchenzeit. Mal schauen, was ich dazu ermitteln kann. Förtchenpfannen befinden sich jedenfalls in verschiedenen Ausführungen im Museum.

Das Museum hat jeden Donnerstag von 14.00-17.00 geöffnet.

M. Büttner