Museumsstück des Monats Februar

Stopfpilze

Wir möchten Sie in lockerer Folge mit einigen Exponaten aus dem Museum bekanntmachen. Zuletzt wurde über die Förtchenpfanne berichtet. Heute geht es um Stopfpilze. Das ist keine neue Gemüsesorte, sondern ein Hilfsmittel um Strümpfe zu stopfen.

Wer stopft denn heute noch Strümpfe? Viel zu aufwendig, schnell ist ein neues Paar gekauft. So gedacht hat man vor Jahren noch nicht. Selbstverständlich wurden Alltagsgegenstände repariert, geflickt, rundumerneuert und weiterwendet, solange es ging. Manchmal wurde ein Stopfpilz auch zweckentfremdet. Ich kann mich erinnern, dass ich in meiner Kindheit voller Begeisterung mit den Stopfpilzen aus dem Nähkästchen meiner Großmutter gespielt habe. Einer war aus Holz und ohne Verzierung, ein anderer sah aus wie ein Fliegenpilz. Es gab auch welche mit Aufschrift. In einem Haushalt um 1901 fand sich ein Exemplar mit folgendem Spruch: „Wenn dich die bösen Buben locken, dann bleib zu Hause und stopfe Socken“.

Seit wann mag es Stopfpilze geben? Über die Geschichte hier zu schreiben, würde den Rahmen sprengen. In einem Bericht fand ich jedoch eine Mitteilung, dass man bei der Neugestaltung des Stendaler Marktplatzes (Kreisstadt in Sachsen-Anhalt) einen Stopfpilz gefunden hatte. Er befand sich in einer Erdschicht, die in die Zeit zwischen ca. 1165-1178 datiert wurde.

Von 1949-1963 war Konrad Adenauer der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Und was hat er nun mit einem Stopfpilz zu tun? Patent-Dokumente belegen, dass er sich zeitlebens auch als Erfinder betätigte, ein wahrer „Daniel Düsentrieb“ muss er gewesen sein. Er erfand 1938 das beleuchtete Stopfei und nannte es „eine Einrichtung zur Ausbesserung von Geweben“. Der Patentantrag wurde abgelehnt, da eine beleuchtete Stopfhilfe schon erfunden war. Die pilzförmige Variante produzierte die AEG eine Zeitlang als Hausfrauentraum. Nun ja, für mich eher ein Alptraum. Laut der Zeitschrift „ Der Spiegel“ erhielt Adenauer insgesamt für seine Erfindungen zwischen 1905-1945 mindestens 12 Patente. Andere Quellen sprechen hingegen nur von 3 Patenten. Im Laufe seines Lebens machte er rund 40 Erfindungen.
Unter anderem erfand er eine Vorrichtung zur Verhinderung des Überfahrenwerdens durch die Straßenbahn. Eine rotierende Walze, die Fußgänger beiseite fegen sollte, damit sie nicht von der Bahn erfasst werden. Dieses ist  kein Aprilscherz. Für sein Not-Brot aus Maismehl erhielt er im Mai 1915 ein Patent. Gemeinsam mit zwei Mitstreitern entwickelte der Spross einer Kölner Bäckerfamilie eine Art Not-Brot. Da Getreide ein rares Gut und selbst Ersatzstoffe wie Kartoffelmehl knapp geworden war, entwickelte er ein Brot auf Mais-Basis. In modifizierter Form soll dieses Adenauer Brot in bestimmten Kölner Bäckereien noch erhältlich sein. Da nicht nur Getreide sondern auch Fleisch Mangelware war, setzte er auf einen gesunden Ersatz: Sojabohnen. Adenauer wurde gewissermaßen zum Erfinder Der „Veggie-Wurst“.

So kann man vom Stopfei zur Wurst kommen. Ich hoffe, der Bericht hat Ihnen gefallen.

Auf dem Foto zu diesem Bericht sehen Sie drei Stopfpilze, die sich in einer Vitrine in unserem Museum befinden. Kommen Sie einfach einmal vorbei und schauen Sie sich in unserem „Textilzimmer“ um. Es gibt viel zu entdecken. Unser Museum und auch das Archiv in der Mühle sind jeden Donnerstag von 14.00-17.00 geöffnet. Wir freuen uns auf Ihren Besuch und geben gern Einblick in vergangene Zeiten.

Margarita Büttner