Museumsstück des Monats April

Die Pickelhaube

Im März wurde über Schreibmaschinen berichtet. Das Team unseres Archivs bat mich nun, einmal etwas über die „Pickelhaube“ zu schreiben. Nein, es handelt sich hier nicht um eine Schutzhaube bei unreiner Haut, es versteckt sich hinter diesem Begriff eine Kopfbedeckung.

Die sogenannte Pickelhaube war eine zunächst rein militärische, dann auch polizeiliche Kopfbedeckung. Sie wurde erstmals in Deutschland ab 1843 in der preußischen Armee eingesetzt und später auch von anderen Staaten übernommen. Die in der Regel metallische Spitze sollte Säbelhiebe auf den Kopf bzw. auf den meist ledernen Helm seitlich ablenken. Die Polizei in Preußen erhielt ab 1844 als Kopfbedeckung einen Lederhelm mit Spitze, der bis in die 1930 Jahre in unterschiedlichen Ausführungen von Polizeibeamten getragen wurde.

Damit wären wir beim Thema Pickelhaube und bei dem letzten berittenen Gendarmerie-Wachtmeister Albin Mory in Gettorf. Seine Pickelhaube befindet sich im Gettorfer Heimatmuseum.

Pickelhaube des letzten berittenen Gendarmerie-Wachtmeisters Albin Mory aus Gettorf

Außerdem ist ein 10-seitiger Bericht des Albin Mory vom 19. März 1936 erhalten geblieben. Er folgte dem Aufruf des Kantor Seidel, der um Beiträge bat, um eine Kriegs-Chronik für Gettorf anzufertigen. Als 76jähriger schreibt er hier über seine Erlebnisse und Tätigkeiten während der turbulenten Dienstzeit im Ersten Weltkrieg. Mit Ehefrau, zwei Söhnen und einer Tochter folgte M. als berittener Gendarmerie-Wachtmeister der Versetzung von Jübeck nach Gettorf und trat seinen Dienst am 1. Januar 1914 an. Zu seinen Aufgaben gehörte es seinerzeit, Patrouille zu reiten. Etliche Kriegsgefangene des Ersten Weltkrieges befanden sich in Lagern oder auf Guts- und Bauernhöfen um Gettorf herum. In seinen Ausführungen erinnert er sich an die große Zahl der Gefangenen: „In Bornstein waren französische Gefangene aus Flandern untergebracht. Die verstanden die plattdeutsche Sprache sehr gut und konnte diese auch gut sprechen“

Die Kriegsgeschehnisse trafen auch die Familie M. Ein Sohn geriet in England in Gefangenschaft, verstarb dort an einer Lungenentzündung, der zweite Sohn wurde erst 1920 aus der Gefangenschaft in Frankreich entlassen. Seine Tochter Wally, als Lehrerin tätig, kam 1920 durch eine Explosion ihres Spirituskochers ums Leben. Die unruhigen Zeiten blieben. Zitat aus seinen Aufzeichnungen: „Vor Eintritt des Waffenstillstandes im November 1918 war die Revolution in Gettorf in vollem Gange. Die Tore der Gefangenenlager wurden geöffnet und alle Personen freigelassen. Die Gaststätten waren dann die ganze Nacht hindurch voll besetzt. Lebensmittel und große Menge an Schlachtwaren wurden beschlagnahmt. Im März 1920 flackerte die Revolution erneut auf, der sogenannte „Kapputsch“. Ich sollte am Bahnhof patrouillieren. Später wurde ich in die Herberge gerufen (Haus der Arbeit). Hier fand ich ca. 15 bewaffnete Revolutions-Zivilpersonen vor. Sie waren bewaffnet. Man teilte mir mit, dass Gutsbesitzer Henneberg in Hohenholm infolge einer Salve erschossen worden sei“.

Albin Mory beendete seine Ausführungen als pensionierter Oberlandjäger i.R. mit folgen Worten: „Damit will ich meinen Vortrag schließen und denke, es ist gut, dass man körperlich gesund dabei geblieben ist und seinen eigenen von Gott erhaltenen Humor dabei behalten hat“.

Ja, es waren bewegte Zeiten. Dank der Arbeit des Teams im Archiv der Mühle konnte so manches Zeitdokument erhalten werden.

M. Büttner